Hybris

Hybris greift den griechischen Begriff der Selbstüberschreitung auf – das menschliche Handeln, das seine eigenen Grenzen missachtet. Die Arbeit untersucht das fragile Verhältnis zwischen Mensch und Natur, zwischen Kontrolle und Kontrollverlust.

In den Bildern überlagern sich Landschaften, Ruinen und Spuren menschlicher Eingriffe. Sie erzählen vom Versuch, Räume zu gestalten, zu bewahren oder zu beherrschen, und vom unvermeidlichen Moment, in dem die Natur zurückdrängt, überdeckt, verwischt. Harmonie und Disharmonie erscheinen dabei nicht als Gegensätze, sondern als dialogische Kräfte innerhalb eines gemeinsamen Prozesses.

Der Eingriff selbst, ob durch das Öl im Bildträger oder durch überarbeitete Fotografien, wird zum sichtbaren Ausdruck dieses Spannungsverhältnisses. Die beiden Subjekte, Mensch und Natur, begegnen sich darin auf einer sensiblen, oft fragilen Ebene.

Die Fotografien entstanden in Amorosa (Chafé), einer kleinen Gemeinde im Norden Portugals, die eng mit meiner Kindheit verbunden ist. Ergänzt werden sie durch Aufnahmen aus Blatten (VS), einem Ort, der nach einem Bergsturz von den Spuren der Naturgewalten geprägt ist. Zwischen diesen Orten entfaltet sich ein Dialog über Vergänglichkeit, Erinnerung und Erneuerung.

Die Installation erweitert diesen Diskurs in den Raum: Erde, Pflanzen und Steine werden zu Akteuren einer lebendigen Rückkehr. Sie treten in Beziehung zu den Bildern, lassen Grenzen verschwimmen und verknüpfen den künstlerischen Prozess mit den Rhythmen des Lebendigen.

So wird Hybris zu einer Reflexion über den Kreislauf von Zerstörung und Wandel, über das unauflösliche Ineinander von Natur und Mensch, Eingriff und Rückzug, Endlichkeit und Neubeginn.


Hybris draws on the Greek concept of self-transcendence, the moment when human action oversteps its own limits. The work explores the fragile relationship between humans and nature, between control and the loss of it.

In the images, landscapes, ruins, and traces of human intervention overlap. They speak of attempts to shape, preserve, or dominate space, and of the inevitable moment when nature pushes back, covers, erases. Harmony and disharmony do not appear as opposites, but as dialogical forces within a shared process.

The intervention itself, whether through oil applied to the image surface or through reworked photographs—becomes a visible expression of this tension. The two subjects, human and nature, encounter one another on a sensitive, often fragile plane.

The photographs were created in Amorosa (Chafé), a small community in northern Portugal intimately linked to my childhood, and are complemented by images from Blatten (Switzerland VS), a place marked by the traces of natural forces after a rockslide. Between these two sites unfolds a dialogue about transience, memory, and renewal.

The installation extends this discourse into space: soil, plants, and stones become actors in a living return. They enter into relation with the images, blur boundaries, and connect the artistic process with the rhythms of the living.

Thus, Hybris becomes a reflection on the cycle of destruction and transformation, on the inseparable interweaving of nature and humankind, intervention and withdrawal, finitude and new beginnings.


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